"Ungeduldig." "Großmäulig." "Großer Wert auf geistiges Wohlbefinden." Die Generation Z wird auf viele verschiedene Arten charakterisiert, aber sind sie alle zutreffend? Ist der Unterschied zwischen den Generationen wirklich so groß, und wenn ja, woran liegt das? Marieke Impens ist Geschäftsführerin von The Human Link, einem Fachzentrum für Stress, Ängste und Traumata. Sie wirft ein Licht auf die jüngste Generation von Arbeitnehmern und darauf, wie Sie Ihren Arbeitsplatz auf ihre Ankunft vorbereiten können.

Lesen Sie das vollständige Interview unten.

Wer ist Marieke Impens?

Marieke Impens ist Psychologin und Verhaltenstherapeutin und gleichzeitig Geschäftsführerin von The Human Link.

Ihr Schwerpunkt liegt zum einen auf der Professionalisierung und dem Ausbau des Fachwissens bei The Human Link. Andererseits ist sie bestrebt, sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen selbst zu unterstützen, wo immer dies möglich ist. Darüber hinaus ist sie akkreditierte Supervisorin im Bereich der Verhaltenstherapie und kann so ihr Fachwissen an Kollegen weitergeben.

Laden Sie unseren ultimativen Leitfaden herunter: Gen Z am Arbeitsplatz!
Tauchen Sie ein in die Welt der Zukunft mit unserem exklusiven Whitepaper "Ready for Gen Z?" Ein Leitfaden für Arbeitgeber und ihre neue Generation von Mitarbeitern

Stimmt es eigentlich, dass sich die jüngste Generation von Arbeitnehmern so stark von den älteren Kollegen unterscheidet?

Marieke: „Wir merken schon einen Unterschied bei uns. Wir arbeiten sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen und im Arbeitsalltag sehen wir schon recht oft, dass die jüngsten Arbeitnehmer gänzlich anders denken als ältere Kollegen. Dennoch weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Schubladendenken bei Generationen halten soll. Die Grundlage dieser Unterschiede entwickelt sich schon viel länger als seit dem Jahr der ältesten Generation der Gen Zler (1995). Das passiert nicht vom einen auf den anderen Tag. Wenn sich die gesellschaftlichen Bedingungen verändern, ist es ganz normal, dass auch die Menschen mitziehen. Und dass sich die Gesellschaft in den letzten paar Jahrzehnten verändert hat, das ist kein Geheimnis.“

Was sind die Unterschiede konkret?

Marieke: „Die Gen Zler wissen ganz genau, was sie wollen und was ihnen im Leben wichtig ist. Punkte wie die Umwelt und soziale Fragen stehen bei ihnen ganz zentral im Vordergrund. Wo älteren Generationen oft eingetrichtert wurde, die Dinge einfach so zu akzeptieren, wie sie sind, ist das bei dieser Generation anders. Sie ergreift Initiative, wenn ihr etwas nicht passt. Und da steckt Konfliktpotenzial drin: Wenn man nicht gelernt hat, bestimmte Dinge zu hinzunehmen, kann das Ganze schnell außer Kontrolle geraten und der Ärger und Unzufriedenheit wächst.

„Außerdem ist die jüngere Generation stärker auf sich selbst bedacht. Das ist auch kein Wunder: Sie sind in immer kleineren Familien aufgewachsen als die Älteren. Zudem wissen sie nicht, wie das Leben ohne Internet ist: Ihr soziales Netzwerk ist teilweise in den Online-Bereich ausgelagert, weshalb sie sich weniger zugehörig fühlen, und auch kein starkes Gruppengefühl entwickelt haben.“

„Eine andere Erklärung ist ihr großes Bewusstsein zu Fragen rund um körperliche und geistige Gesundheit. Sie haben einen viel geschärfteren Fokus auf ihre Gefühlswelt und ihren körperlichen Zustand und handeln daher auch schneller, wenn sie ahnen, dass irgendetwas nicht ganz Ordnung ist. Auch aus diesem Grund sind die teils sehr „ich“-fokussiert. Das ist ihre Grundüberzeugung: Wenn ich mich nicht wohl fühle, bin ich diejenige Person, die handeln muss, denn ich allein bin für mich und mein eigenes Glück verantwortlich.“ Aufgrund dieser Einstellung richtet sich ihr Fokus oft auf ihr eigenes Glück und Wohlbefinden. Die älteren Generationen sind stärker in ihr Netzwerk integriert. Wenn es bei ihnen irgendwo nicht glattläuft, beschränkt sich das Problem oft nicht auf eine Person; es sitzen gleich mehrere mit im selben Boot.“

Untersuchungen zeigen, dass die jüngsten Arbeitnehmer am meisten mit Stress zu kämpfen haben. Wie lässt sich das erklären?

Marieke: „Dieser Schwerpunkt auf Wohlbefinden, der starke Fokus auf sich selbst und dann noch die Überzeugung, dass man seines Glückes Schmied sei: Da ist Stress nur logisch. Junge Menschen sorgen sich so auch schneller als andere um Schlafprobleme, Fragen rund um die Gesundheit oder wenn die Stimmung mehrere Tage am Stück trüb ist. Das ist kumulativer Stress: Stress aufgrund von Stress.“

 „Aber wir müssen aufpassen: Gen Zler werden oft als ‚weich‘ bezeichnet; zu Unrecht, meiner Meinung nach.  Klar, sie sind sensibler. Aber packen auch gerne mit an. Ein Gen Zler, der sich unwohl fühlt, findet sich damit nicht einfach ab, sondern tut was dagegen. Manchmal vielleicht etwas zu voreilig, aber man muss einfach einsehen, dass sie Mumm haben. Dabei muss ich aber auch sagen, dass ich schon finde, dass sie manchmal gegen Windmühlen ankämpfen. Manche Dinge im Leben sind einfach, wie sie sind. Daher vielleicht ein Ratschlag: Pick your battles.“

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die Arbeitgeber bei der psychischen Gesundheit der Arbeitnehmer?

Marieke: „Einmal vorweg: Psychische Gesundheit geht alle was an. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen etwas tun. Als Arbeitgeber sollte man sich tunlichst bemühen, eine attraktive Arbeitsstelle für die Gen Zler zu schaffen, denn so schnell sie gekommen sind, gehen sie auch wieder, wenn es ihnen nicht passt. Genau aus diesem Grund steht „Job Crafting“ derzeit auch so hoch im Kurs. Bieten Sie den jüngsten Mitarbeitern wo möglich Mitspracherecht bei ihrem Arbeitsinhalt. Das kennen sie schon aus ihrem Bildungsweg: Wer studiert, hat viel Freiheit bei der Gestaltung des Stundenplans. Im Arbeitskontext gibt es so eine Flexibilität natürlich nicht und da muss man sich erst dran gewöhnen.“

 

„Arbeitgeber müssen die Aufgabe Ihrer Unternehmenswerte, um so viel Flexibilität wie möglich bieten zu können, kritisch hinterfragen.“
Marieke Impens
Psychologe und Verhaltenstherapeut The Human Link

„Flexibilität ist ein weiterer Punkt, auf den die Gen Z ganz besonders schaut. Und das erstreckt sich auf fast alle Bereiche: vom Arbeitsplatz, über Arbeitsstunden bis hin zum Arbeitsinhalt. Aber als Arbeitgeber muss man behutsam vorgehen: Welche Unternehmenswerte soll man zurückstellen oder aufgeben, um für mehr Flexibilität im Unternehmen zu sorgen? Meiner Meinung nach bedeutet weitreichende Flexibilität auch weniger Zusammenhalt. Und gerade das kann Gen Zlern helfen, ihren Stress zu bewältigen. Wenn Sie als Arbeitgeber ein Gemeinschaftsgefühl schaffen können, können Sie den Gen Zlern Last von den Schultern nehmen. Sie verstehen dann, dass sie da nicht allein durch müssen.“

„Sprechen Sie miteinander und kommunizieren Sie Erwartungen: Das ist meiner Meinung nach der Schlüssel. Arbeitgeber müssen offen für Vorschläge sein, aber Arbeitnehmer müssen auch akzeptieren, dass ein Job kein Wunschkonzert ist.“

Was wird Ihrer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren passieren? Wie werden sich die derzeitigen Tendenzen weiterentwickeln?

Marieke: „Ich als Arbeitgeberin selbst möchte mich gar nicht zu sehr in Zukunftsvisionen verlieren. Wir leben in turbulenten Zeiten mit zwei Kriegen und einer Klimakrise. Durch rasend schnelle Technologiesprünge verändert sich alles schnell. Ich spüre, dass Arbeitsbeziehungen oberflächlicher werden: ein Leben lang bei ein und demselben Arbeitgeber? Das ist Vergangenheit. Aber was ist mit einer guten Arbeitsatmosphäre? Und mit Beziehungen zwischen Kollegen? Und dem Zusammengehörigkeitsgefühl? Diese Oberflächlichkeit gefällt mir wirklich nicht.“

 „Und mit der Generation Alpha steht wieder eine neue Generation vor den Türen der Firmen im Land. Ich bin gespannt, was sie in der Arbeitswelt auszeichnen wird. Werden sie auch so sensibel reagieren wie die Gen Z? Noch ungeduldiger? Oder noch bewusster? Und wie reagiert die Gen Z darauf? Egal, was da auf uns zukommt: Ich hoffe, dass Zusammenhalt die Oberhand vor Individualismus gewinnt. Und gerne etwas mehr Harmonie. Und hin und wieder auch mehr Entspannung.“

Entdecken Sie Protime in Aktion
Protime bietet moderne und automatisierte Lösungen für alle Aspekte der Lohn- und Gehaltsabrechnung, von der Zeiterfassung bis zur Urlaubsverwaltung und -planung. Wir möchten Sie einladen, unsere Tools in Aktion zu sehen. Vereinbaren Sie einen Termin und wir zeigen Ihnen, wie unsere Lösungen Ihrem Unternehmen helfen können. Gemeinsam schauen wir uns die Möglichkeiten an und demonstrieren Ihnen die Leistungsfähigkeit unserer Software.